Dass es überhaupt zu dieser Erfindung kam, ist auch  einer Verkettung glücklicher Umstände zu verdanken. Ende der 1960-er  Jahre hatte der Glasspezialist Schott vom Max-Planck-Institut für  Astronomie den Auftrag erhalten, für eine neue Sternwarte in Spanien  Spiegelträger aus Glaskeramik herzustellen. Parallel dazu wurde in Mainz  bereits Kochgeschirr aus Glaskeramik gefertigt. Das grundlegende  Know-how und entsprechende Produktionsstätten waren also vorhanden.  Parallele Entwicklungen gab es in den USA. Die Amerikaner fertigten eine  Glaskeramik, die als Hitzeschutzschild für die Apollo-Raumkapseln  diente. Die ursprüngliche Idee, das robuste Material für das Kochen  einzusetzen, kam ebenfalls aus den Staaten. Die ersten  Glaskeramik-Kochfelder aus US-Produktion waren weiß, verfärbten sich  aber und rissen unter thermischer Belastung. Damit war dieses Thema für  den amerikanischen Markt auf lange Zeit beendet. Die Nachricht von dem  neuen, wenn auch wenig erfolgreichen Produkt, drang bis zu Schott und  imperial. Beide Firmen unterhielten seinerzeit schon  Geschäftsbeziehungen, da Schott Backofenscheiben für die imperial-Herde  lieferte. Gemeinsam fassten die Unternehmen den Entschluss, dem Kochen  auf Glaskeramik eine neue Chance zu geben. Klar war allerdings auch: Für  einen Markterfolg musste das eigene Produkt deutlich besser sein als  das, was die Amerikaner zustande gebracht hatten.
Das war einfacher gesagt als getan, denn in der  Entwicklungsphase traten eine Reihe von Problemen zutage. Die ersten  Kochflächen mussten aus gegossenen Glasblöcken gesägt werden. Wellige  Oberflächen und eingeschlossene Blasen sorgten für eine hohe  Ausschussquote. Die Heizkörper bestanden in der Anfangszeit aus  gewendeltem Heizdraht und waren noch nicht ausgereift. Nach dem Einbau  in die Arbeitsplatte kam es zu Brüchen, weil Holz nun einmal arbeitet  und die Glaskeramik Spannungen nicht auffangen konnte. Die Lösung lag  schließlich in einem speziellen Rahmen für die Kochfelder.
Am 29. Januar 1973 startete die Serienfertigung der  ersten Glaskeramikflächen in Mainz an Schmelzwanne 13. Die auf Maß  geschnittenen und dekorierten Glaskeramiken wurden an das Bünder  imperial-Werk geliefert, wo sie einen Rahmen erhielten, mit Heizkörpern  bestückt und verkabelt wurden.
Für imperial begann mit den neuen Kochfeldern eine  wirtschaftlich erfolgreiche Zeit, denn die Bünder konnten über Jahre  ihren Innovationsvorsprung behaupten. In Kooperation mit Schott wurde  das Produkt weiterentwickelt, bessere Heizkörper und Glaskeramiken kamen  zum Einsatz. Beide Unternehmen legten auch den Grundstein für erste  Normen bei Glaskeramik-Kochfeldern, die zum Teil bis heute Gültigkeit  haben. Durch den Aufsehen erregenden Erfolg von imperial sahen sich  Wettbewerber veranlasst, ebenfalls Glaskeramik-Kochfelder ins Programm  aufzunehmen. Weil in den Anfangsjahren die Stückzahlen noch gering  waren, lohnte die Eigenfertigung nicht, und man ließ bei imperial  produzieren. Das brachte Geld in die Kassen des Bünder Unternehmens und  erleichterte die Spezialisierung ausschließlich auf Einbaugeräte:  Hochwertige Herde, Backöfen, Kochfelder, Dunstabzugshauben und auch die  weltweit ersten Einbau-Druckdampfgarer kamen aus den Produktionsstätten  in Bünde und Arnsberg. 1989 übernahm Miele imperial und baute die Werke  zu Kompetenzzentren für Kochfelder und Dampfgarer (Bünde) sowie  Dunstabzugshauben (Arnsberg) aus. 2006 traf Miele die Entscheidung,  imperial-Produkte im Sinne einer Ein-Marken-Strategie fortan  ausschließlich unter dem Markennamen Miele zu vermarkten. Bis heute  werden an den Standorten Arnsberg und Bünde ausschließlich  Miele-Produkte hergestellt. Bezogen auf Kochfelder heißt das, Bünde  produziert an die 190 verschiedenen Kochfeldtypen auf Glaskeramik-Basis  unterschiedlicher Größe und Ausstattung sowie in einer Vielzahl von  Ländervarianten für den weltweiten Markt.
Vom Glasspezialisten zum Technologiekonzern: In der  Schott-Firmengeschichte ist die Erfindung der Glaskeramik-Kochfläche ein  wichtiger Meilenstein. Schon zur Premiere auf der Domotechnica 1971  hatte sich das Unternehmen das neue Produkt unter dem Namen „Schott  Ceran®“ schützen lassen. Sukzessive bauten die Mainzer mit dieser Marke  ein neues Geschäftsfeld auf, das bis heute eine tragende Säule des  Unternehmens ist. Lag die Zahl der verkauften Ceran-Kochflächen 1980  noch bei einer Million, so wird in diesem Jahr die 120-Millionste  Kochfläche ausgeliefert. Schott ist damit der führende Hersteller für  dieses Produkt in Europa. Inzwischen wird in Mainz die siebte Generation  von Glaskeramik-Kochflächen unter dem Markennamen Schott Ceran®  hergestellt. Als weltweit einziges Unternehmen setzt Schott dabei auf  ein Produktionsverfahren, das ohne die Schwermetalle Arsen und Antimon  auskommt. Dieses umweltfreundliche Verfahren war einer der Gründe für  die Auszeichnung mit dem Deutschen Innovationspreis, den Schott 2010  erhalten hat.
Neben dem „Klassiker“ in schwarz sind heute auch  transparente Kochflächen erhältlich, oder solche, die individuell nach  den Designvorstellungen der Hausgeräteindustrie kreiert werden.